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Eine Schilderung von Albert Fichtner (12.09.2021).

Albert Fichtner war von 1945 bis 1952 selbst Tabakbauer in Schwetzingen. Sein Hof mit der – heute nicht mehr existierenden – Scheune stand in der Hebelstraße.

Für den Anbau von Tabak benötigte man eine Anbaufläche von 60 bis 80 ar – die Handarbeit setzte da die Grenzen. Und man musste über eine Scheune verfügen, um den Tabak trocknen zu können.

Vorführung: Einfädeln von Hand.

Zum Einfädeln benutz man eine flache Nadel von 40 cm Länge. Die Nadel ist flach, damit die Rippen nicht gesprengt werden. Die Schnüre hatten dazu eine genau gleiche Länge, damit sie problemlos an den Balken in der Scheune aufgehängt werden konnten.

Eingefädelt werden die Sandblätter, erkenntlich an ihrer gelben Farbe. Davon gibt es etwa 4 bis 5 Stück je Pflanze. Die Farbe der Sandblätter war fr den Verkauf wichtig, denn je nach Qualität viel die Wertung der Boniteure, der Einkäufer, aus.

An der Pflanze unterschied man – von unten nach oben – die Krumbel, die Speckrippen, die Sandblätter und das Obergut. Zur Blüte kam eine Tabakpflanze im gewerblichen Anbau nicht: die oberen Blätter und Blütenstände wurden abgeschnitten. Außerdem wurde die Pflanze während ihres Wachstums gegeizt, d.h. die Nebentriebe wurden abgeschnitten.

Der Vorgang der Tabkaanpflanzung

Da die Tabakpflanze sehr frostempfindlich ist, wurden sie nicht vor den Eisheiligen (11 bis 15. Mai) gepflanzt. Die Setzlinge wurden von Bauern aus Friedrichstal bei Karlsruhe bezogen. Dort wurden sie in Setzkästen, sogenannten Kutschen, vorgezogen und auf Abruf nach Schwetzingen an den Bahnhof geliefert. Die Bestellung wurde am späten Nachmittag aufgegeben; die Lieferung befand sich am nächsten Morgen zwischen 6 und 8 Uhr am Schwetzinger Bahnhof, wo sie dann abgeholt wurde.

Zuvor musste das Feld vorbereitet werden: Der Acker wurde zunächst geglättet Dann zog man mit dem Pferd vor dem sogenannten Streifbock Längsfurchen. Danach zog man auf die gleiche Weise im rechten Winkel Querfurchen. An den jeweiligen Kreuzungspunkten wurden später die Tabakpflanzen eingesetzt. Die Setzlöcher wurden auch sorgfältig gewässert, damit die Setzlinge gut anwachsen konnten.

Für diese Arbeit brauchte man 5 bis 6 Arbeiterinnen. Die Arbeiten begannen kurz nach Mittag und mussten abends beendet sein. Nach 4 bis 5 Tagen wurde kontrolliert, ob alle Pflanzen  angewachsen waren. Fehlstellen wurden ausgebessert. Etwa zehn Tage später wurden sie aus der Kruste gehoben – d.h. gehäckelt – werden. Und wieder ein paar Tage später gehäufelt werden. Außerdem mussten sie Pflanzen im Abstand von zwei Wochen gegeizt werden, damit die Blätter aufstocken konnten. Wenn die richtige Höhe erreicht war, wurde die Pflanze geköpft. Die Ernte sah wie folgt aus: Zuerst wurden die Krumpel gelesen, die untersten, minderwertigen Blätter. Dann wurden die Speckrippen und die Sandblätter abgenommen, die als hochwertige Ware in den Handel kamen. Der Rest war das Hauptgut

Anfang September konnte man damit beginnen,  die Blätter von der Pflanze abzunehmen. Man benötigte dazu 2 bis 3 Durchgänge. Die so geernteten Blätter wurde auf ca. 1 Meter lange Schnüre aufgefädelt und in der Tabakscheune Reihe um Reihe aufgehängt. Die Tabakscheune verfügte über spezielle Lüftungsöffnungen, die die Austrocknung der Tabakblätter unterstützten. Wenn der richtige Lüftungsgrad erreicht war – was etwa Mitte November, Anfang Dezember erreicht war – wurden die Bündel abgenommen und in der Scheune zwischengelagert. Später wurde er für den Verkauf vorsortiert und in besonderen Vorrichtungen gebündelt.

Im Januar meldeten sich die Tabakeinkäufer (Boniteure) bei den Bauern an. Alle trafen sich im Ort an einer zentralen Stelle mit ihrer gebündelten Ware. Durch eine Qualitätskontrolle wurden die jeweiligen Preise festgelegt. Anschließend wurde der Tabak verladen und zu den Zigarrenfabriken abtransportiert.

Stand: Albert Fichtner, 01.10.21

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