Im Jahre 1909 wurde die Firma als "Luftschiffbau Schütte-Lanz OHG" gegründet. Die erste Luftschiffhalle in Holzkonstruktion sowie die Werftanlage wurde errichtet. In den Jahren 1910 und 1911 wurde das erste Luftschiff mit einer Länge von 131 m und einem Durchmesser von 18,4 m entworfen und gebaut. Bei diesem Schiff wurde das gesamte tragende Gerüst aus Sperrholz, d.h. aus verleimten Doppel-T-Trägern, die aus abgesperrten Stegen sowie Eck- und V-Winkeln zusammengesetzt waren, ausgeführt. Es dürfte dies die erste ingenieurmäßige Anwendung von Sperrholz überhaupt gewesen sein. Das Sperrholzgerüst bewies auf 56 Probefahrten eine hohe Festigkeit und Elastizität. Daher wurde auch das zweite Luftschiff, welches in der
Jahren 1912 -1913 gebaut wurde, mit einem Sperrholzgerüst in Form von Dreikant-, Vierkant- und Doppel-T-Trägern versehen. Diese verbanden hohe Festigkeitswerte mit niedrigem Gewicht, hoher Elastizität und leichter Reparaturfähigkeit. Die Konstruktion des zweiten SL-Schiffes erwies sich als so erfolgreich, dass es zum Standardtyp für alle späteren Luftschiffbauten des In- und Auslandes wurde.
Mit Ausbruch des Weltkrieges wurde das Werk durch eine große Montagehalle in Eisenkonstruktion und sechs neue Werkstatthallen erweitert. Hierin wurden bis 1919 zwanzig weitere Luftschiffe mit Sperrholzgerüsten gebaut, wovon die letzten eine Länge von ca. 200 m, einen Durchmesser von ca. 23 m und einen Rauminhalt von 56.000 cbm hatte. Diese Schiffe konnten Lasten von etwa 50 Tonnen mit einer Geschwindigkeit von 30 m pro Sekunde durch die Luft bewegen.
Als Folge des Versailler Vertrages wurde der Luftschiffbau verboten und die Montagehallen demontiert. Es lag nahe, die in der Herstellung von Sperrholz gesammelten Erfahrungen weiterhin zu verwerten. So wurden in den Jahren 1920 -1921 Maschinen zur Herstellung von Sperrholz beschafft und montiert. Die sehr großen Werkstatthallen aus dem Luftschiffbau ermöglichten die Aufstellung von für damalige Zeiten großen Maschinen, die es wiederum erlauben sollten, Sperrholzplatten in konkurrenzloser Größe zu erzeugen.
Im Jahre 1922 erfolgte die Umfirmierung der alten Luftschiffbaufirma in die "Schütte-Lanz Holzwerke AG", die sämtliche Anlagen und das ca. 42 ha umfassende Gelände übernahm. Die Aufbau- und die Anlaufschwierigkeiten der neuen Produktion, welche noch durch die wirtschaftlich ungünstigen Zeiten mit daniederliegendem Baumarkt
bestärkt wurden, dauerten bis Ende 1926. Ab 1927 waren erste Erfolge, hauptsächlich für die Verarbeitung des aus Westafrika eingeführten Okoume-Rundholzes zur Herstellung von großflächigen Sperrholzplatten, zu erzielen. Die Jahre der Weltwirtschaftskrise gingen auch an dieser Firma, wie in der gesamten Sperrholzindustrie, nicht spurlos vorbei. Die gemeinsam zu tragenden Erschwernisse führten in der Sperrholzindustrie in den damaligen Jahren erstmals zu Spezialisierungen und Gründungen von Interessengemeinschaften innerhalb der Sperrholzindustrie, an denen Schütte-Lanz maßgeblich beteiligt war. Aus diesen Interessengemeinschaften ging der heute noch bestehende Sperrholz-Verband später hervor.
In dieser Zeit hat sich Schütte-Lanz bewusst mehr und mehr auf die Herstellung großflächiger Furnier- und Tischlerplatten aus Überseehölzern umgestellt. Diese Platten begründeten im Laufe der folgenden Jahre den sich ständig steigernden Export von SL-Sperrholzplatten in das europäische und überseeische Ausland.
Speziell der englische Markt war in den Jahren 1935 bis 1938 ein sicheres Absatzgebiet für SL-Sperrholz, das hauptsächlich für die Ausstattung der großen Passagierdampfer, z.B. der "Queen Mary", verwandt wurde. Im Jahre 1938 betrug der Export von SL rund 32 % des Gesamtexports der deutschen Sperrholzfabriken bzw. 37 % des deutschen Gesamtexports an Sperrholz nach England. In diesen Jahren wurde die Produktionsanlage laufend erweitert und der Produktionsprozess durch neue Methoden modernisiert, so z.B. durch die Umstellung der Verleimung von tierischem auf Kunstharzleim.
Der Zweite Weltkrieg Krieg brachte eine jähe Unterbrechung des Imports von
westafrikanischem Rundholz mit sich. Somit wurde dem Werk die damalige Rohstoffbasis entzogen und es musste sich auf einheimisches Holz -hauptsächlich Buche -umstellen. Dazu war es nötig, auch die Fertigungseinrichtung zu ergänzen. Während des Krieges wurde die Produktion dann mehr und mehr auf Spezialsperrholz aus Buche Umgestellt. Die Erzeugnisse wurden für den Flugzeugbau oder für die Anfertigung von Propellern verwandt. In die Kriegsjahre
fielen auch die Aufnahme der Produktion von Sperrholztüren sowie der erste Versuch der Produktion einer Platte aus Holzabfällen, die sich später zu der heute bekannten Spanplatte entwickelt hat.
Zu Anfang März 1945 fielen Produktionshallen und Lager für Tischlerplatten sowie die Leimfabrik einem Bombenangriff zum Opfer. Ende März musste die Fertigung eingestellt werden, da die Front Mannheim erreicht hatte. Nach dem Kriegsende wurde die Produktion im Auftrag der amerikanischen Armee mit reduzierter Belegschaft Mitte April wieder aufgenommen. Bis 1946 wurde das Werk wieder geräumt und eine bescheidene Sperrholzfabrikation aufgebaut.
Erst die Währungsumstellung 1948 gab den Anlass zu einer neuen
Ausdehnung der Produktion. Die folgenden Jahre brachten eine langsame Weiterentwicklung, die jedoch durch verschiedene Krisen, wie beispielsweise durch den Korea-Krieg ausgelöste, gestört wurde. Die zunehmende Integration des westeuropäischen Marktes brachte auch für die Sperrholzindustrie tief greifende
Wandlungen mit sich. Die Änderung des Kostengefüges in Westdeutschland sowie die Standortvorteile von Sperrholzwerken im europäischen und außereuropäischen Ausland brachten es mit sich, dass die Herstellung von Standardplatten hier immer weniger rentabel wurde. Aus diesem Grunde wurde nach und nach die Produktion von normalen Sperrholzplatten aufgegeben und die gesamte Produktion auf Spezialplatten umgestellt. So werden in Mannheim - Rheinau heute hauptsächlich
Betonschalungsplatten als Spezialplatten für den Hoch- und Tiefbau produziert.
Es wurde außerdem die Beteiligung an einem Furnierwerk in Westafrika erworben, um eine gewisse Sicherung der Rohstoffversorgung zu gewährleisten. Daneben wurde der Firma eine ständig wachsende Import- und Handelsabteilung angegliedert, welche nicht mehr gefertigte Standardplatten aus aller Welt importiert und sie
zusammen mit den in der Firma gefertigten Holzwerkstoffen auf dem deutschen Markt vertreibt.
Hans Weihe, 1949