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Bekanntlich verbot der Vertrag von Versailles (1919) in Deutschland u.a. den Bau von Luftschifffahrzeugen: Die große Montagehalle der Schütte-Lanz-Luftschiffwerft in Brühl musste daher demontiert werden, der größte Teil der Belegschaft wurde entlassen. Die Luftschiffhalle und die Werkstätten in Mannheim-Sandhofen mussten ebenfalls völlig abgetragen werden. Das große Gelände des Landeplatzes wurde für friedliche Zwecke verwendet: Es wurden Wohnblocks gebaut und Sport- und Spielplätze errichtet. Im Ortskern von Sandhofen erinnert heute noch ein kurzes Stück ‘Luftschifferstraße an die ehemalige Luftschiffzeit. Die Gebäude der früheren Luftschiffer-Kaserne stehen noch.

Auch auf der Werft in Brühl gab es Probleme. Karl Lanz, der zahlungskräftige Geldgeber, starb am 18. August 1921. Sein Teilhaber A. Röchling hatte genug zu tun, den eigenen Betrieb in Mannheim zu erhalten. Er sah für den Luftschiffbau Schütte-Lanz keine Zukunft und verließ die Firma Schütte-Lanz.

Die in Brühl verbliebenen Konstrukteure und Ingenieure suchten nach neuen Wegen für den Erhalt von Arbeitsplätzen:

  • Nahe liegender Weise versuchte man vorrangig, den Bau von Luftschiffen auf dem zivilen oder militärischen Sektor im oder für das Ausland aufzunehmen. Schütte-Lanz hatte bis zum Jahr 1918 insgesamt 22 Luftschiffe konzipiert, und 21 Schiffe gebaut. Schütte versuchte nun über das neutrale Ausland in das zivile Luftverkehrsgeschäft einzusteigen. Von Mai bis Juli 1920 hielt er sich daher in Amerika auf und knüpfte Kontakte zu einflussreichen Geschäftsleuten, dem Kriegsministerium und dem Marineamt mit der Absicht, nicht nur seine Patente sondern auch das gesamte Know-how der Konstruktion von Luftschiffen und deren Materialien auf dem amerikanischen Markt einzuführen.
    1921 kamen Vertreter der amerikanischen Militärbehörde nach Deutschland, um die Luftschiffhersteller aufzusuchen. Sie waren von den Werksanlagen in Zeesen (wo man sich auch im Flugzeugbau versuchte) beeindruckt. In dem Büro von Kruckenberg wurden bei einer Präsentation die möglichen Neukonstruktionen von Luftschiffen vorgestellt, die entscheidend von den bisherigen Typen abwichen.
    Doch das Geschäft mit dem amerikanischen Militär kam nicht zustande. Es gelang Schütte aber eine Gruppe von finanzstarken Firmen und Personen für den Plan zu gewinnen, eine private Luftschiff-Fahrts-Gesellschaft zu gründen. Schütte begann dann in Zeesen mit einem kleinen Stab von Ingenieuren und Konstrukteuren damit, Kostenschätzungen für den Bau und Betrieb von 6 Luftschifftypen zwischen 35.000 bis 150.000 m3 zu erstellen. In Amerika jedoch ging die Angelegenheit kaum voran, so dass Schütte Anfang 1923 erneut in die USA reiste, um die festgefahrenen Verhandlungen wieder flott zu machen.
    Die Jahre 1922 und 1923 vergingen ohne konkrete Ergebnisse. Grund dafür war die Unklarheit hinsichtlich des Wertes der Patente von Schütte-Lanz, denn auch der Luftschiffbau Zeppelin war ebenfalls Patentinhaber und in Deutschland war ein Prozess zwischen Schütte und Zeppelin anhängig. Die US-Gruppe, die die Patente von Schütte verwerten wollte, zog sich aus dem Geschäft zurück.
  • D4 Herstellung von KochtöpfenHerstellung von KochtöpfenD4 Herstellung von elektrischen KochplattenHerstellung von elektrischen KochplattenDie Gerüste der Luftschiffe wurden aus furniertem Holz, das noch nicht wasserfest verleimt war, hergestellt. Teilweise wurden diese mit einer Duraluminium Armierung verstärkt. Nach Ende des Luftschiffbaues war ein großer Lagerbestand von Aluminium vorhanden. Kruckenberg fertigte daraus bis Mitte 1923 Kochtöpfe und Geschirr. Ferner baute er elektrische Kochplatten (teilweise mit Porzellan-Ummantelungen) und Bügeleisen. Der Betrieb entwickelte sich gut, der Absatz war zufrieden stellend. Bildunterschrift: Herstellung von Kochtöpfen
  • D4 Getriebebau nach KruckenbergGetriebebau nach KruckenbergSchütte-Lanz versuchte sich ebenso im Bau von Wendegetrieben mit Drucklagern, der Fertigung von Über- und Unterdruckbehältern sowie Ventilen für Kraftfahrzeuge. Dies führte am 27. Januar 1923 zur Gründung der „Schütte-Lanz Apparate- und Getriebebau-Gesellschaft m.b.H.“ mit Sitz in Brühl (Handelsregister beim Amtsgericht Schwetzingen).
  • Die Schütte-Lanz Holzfabrikation beschränkte sich auf den Bau von Handwagen und Möbel. Eine Spezialfabrikation waren die Schütte-Lanz-Luward Sperrholzboote in Form von kanadischen Kanus, sowie Flachboote mit sehr geringem Tiefgang, so genannte „Wanderboote“. (Die Patente wurden später verkauft.)
  • Die Herstellung dieser Boote war möglich geworden durch den neu entwickelten Luward „Kalt- oder Kaseinleim“. Dieser war luft- und wasserbeständig, was bisher noch von keinem anderen Leim erreicht wurde, auch nicht von dem damals üblichen Knochenleim, der noch nach Jahren wieder aufgeweicht werden konnte. Am 30. März 1921 wurde die Luward-Leim GmbH in Brühl gegründet. Schütte-Lanz stellte die Räumlichkeiten für Forschung und Fertigung zur Verfügung. Die Beteiligung an der neuen Firma seitens Schütte-Lanz betrug 38%. Die Luward-Leim GmbH sollte für Schütte-Lanz noch eine wichtige Rolle spielen.
  • D4 Automobil von KruckenbergAutomobil von KruckenbergFranz Kruckenberg versuchte sich im Automobil- und Getriebebau, war damit aber wenig erfolgreich.
  • 1923 verließ er die Firma und machte sich zusammen mit einem anderen Luftschiffkonstrukteur selbstständig. Berühmt wurde er später durch den Bau des legendären Schienenzeppelins, mit dem er am 21. Juni 1931 auf der Bahnstrecke zwischen Berlin und Hamburg mit 230 Km/h einen Weltrekord für propellerangetriebene Schienenfahrzeuge aufstellte. Kruckenberg starb am 10. Juni 1965 in Heidelberg.
  • Georg Christians, einer der Pioniere der Luftschifffahrt, hatte sich mehr und mehr von Johann Schütte entfremdet und versuchte den Betrieb in Brühl durch die Holz- und Sperrholzfabrik auf eine neue wirtschaftliche Grundlage zu stellen, denn das Wissen war ja vorhanden. Es galt, den neuen „Werkstoff“ Sperrholz verwendungsfähig zu machen. In die Forschung und Erprobung wurden hohe Summen investiert. Es musste Pionierarbeit geleistet werden, aus der der bereits erwähnte „Luward-Leim“ hervorging. Alle neuen Arbeitskräfte bei Schütte-Lanz wurden einer außerordentlich mühevollen Ausbildungszeit unterworfen. Sie mussten sich mit dem neuen wasserfest verleimten Sperrholz vertraut machen, denn es gab keinerlei Erfahrungswerte. Diese konnten nur durch immer neue Versuche gesammelt werden.

D4 Schütte Lanz Holzwerke AGSchütte Lanz Holzwerke AGAm 8. November 1922 wurde beim Amtsgericht Schwetzingen gemäß des Gesellschaftervertrages die Schütte-Lanz Aktiengesellschaft in Brühl in das Handelsregister eingetragen: “Gegenstand des Unternehmens ist der Betrieb einer Sperrholzplattenfabrik, eines Säge- und Holzwerkes und die Beteiligung an verwandten Unternehmen.“ Der Vorstand bestand aus den Direktoren Dipl.-lng. Georg Christians, Heidelberg und Direktor Louis Bauer, Bruchsal, der aber schon am 3. Oktober 1925 wieder ausschied. Am 16, Januar 1925 wurde durch Beschluss der Generalversammlung das Grundkapital von 30 Millionen Mark auf 450.000 Reichsmark umgestellt. Das Eigentum an etlichen Grundstücken wurde mit Auflassung vom 30. Juli 1925 auf die Firma Schütte-Lanz Holzwerke AG übertragen (Amtsgericht Schwetzingen, Grundbuchamt Brühl).

 

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