Kommen Sie zu uns oder wir zu Ihnen? Gerade in der Zeit der Corona-Pandemie war es dem Vorstand des Vereins ein großes Anliegen, den Kontakt mit den Mitgliedern und den Einwohneren zu halten. Eine Möglichkeit, die sich Dank der Gemeinde anbot, waren Beiträge in der Brühler Rundschau. Fotos aus unserem Archiv oder Objekte aus dem Museum konnten und können wir Ihnen so vorstellen und erläutern. Mit der Interstützung der Bevölkerung waren wir in der Lage, informative und lebendige Einblicke in die Vergangenheit Brühler Häuser zu verfassen. In den Reihen „Kennen Sie Brühl?“ und „Brühl vor hundert Jahren.“ pflegen wir seitdem diese Möglichkeit.
In der jährlichen Reihe „Ortsschell‘“ erscheinen seit Beginn des Vereinslebens umfangreiche Beiträge zur Ortsgeschichte. Hier werden vorwiegend aktuelle Bezüge aufgegriffen und teils auch sperrige Themen bearbeitet. Die Nachfrage für die Hefte, die vorzugsweise im Dezember erscheinen, ist lebhaft.
Bücher zu verfassen, benötigt naturgemäß mehr Zeit – teilweise jahrelange Vorbereitungen. Das erste, das der Heimatverein veröffentlichte, war das „Brühl und Rohrhof. Das Heimatbuch“. Schon der Titel vermittelt den allumfassenden Anspruch, der damals im Rahmen der 850-Kahrt-Feier erhoben wurde. Seitdem kamen weitere Titel dazu, und weitere Themen sind in Vorbereitung. Der Untertitel Schriftenreihe Band 1 zu Carl Pister. Tagebuch 1914 -1918 betont diese Absicht.
Volker Kronemayer und Marco Böhme, Zeitsprünge Brühl/Baden, Erfurt 2014
ISBN 978-3-95400-257-3 • 19,99 €[D] • 96 S. • 90 teilw. farb. Abb. •geb. • 16,5 x 23,5 cm • 300 g
Mit viel Liebe zum Detail und kundigen Kommentaren führen die Autoren den Leser durch die Straßen und Gassen Brühls. Faszinierende Ansichten erinnern an die Brühler Mühle, die in den 1970er-Jahren einem Wohngebiet weichen musste. Aufnahmen der alten Ziegeleien, deren Schornsteine lange Zeit die Silhouette der Stadt prägten, oder Bilder des Rheinauer Sees, der vor dem Abbau von Rheinsand und Kies noch ein ebenes Wiesenland war und als Flugfeld für Schütte-Lanz Luftschiffe diente, verdeutlichen den Wandel des Ortskerns und der Umgebung.
Am Beispiel der Bassermannsiedlung tritt das Wachstum der Gemeinde besonders hervor. In den 1950er-Jahren lag die Siedlung noch weitab in den Feldern, zwischen den Schütte-Lanz-Holz-werken und dem Ort – heute sind die Grenzen nicht mehr zu erkennen. Auch das soziale Gefüge wandelte sich in den letzten Jahrzehnten. Eine Fotografie von 1950 dokumentiert den Festumzug der Freiwilligen Feuerwehr Brühl anlässlich des 50. Jubiläums. An die Stelle solche Umzüge sind heute eine Reihe von lokalen Festen getreten.
Leseprobe:
Carl Pister. Tagebuch 1914 -1918. Hrsg. von Volker Kronemayer. 192 S. mit 76 farbigen Abb., fester Einband. ISBN 978-3-95505-121-1. € 18,90
Carl Pister war eine bedeutende Persönlichkeit in Brühl. 1883 geboren, im Zivilberuf Magazinverwalter, mit 28 Jahren Gemeinderat, Anhänger der Sozialdemokratischen Partei. 1919 bis 1928 Bürgermeister von Brühl. 1933 verhaftet und ins Konzentrationslager Kislau gebracht. Dort 1936 entlassen, nach schwerer Krankheit 1938 verstorben.
Sein Tagebuch, zwischen 1914 und 1918 akribisch geführt, macht die inneren Gegensätze greifbar, die das Leben vieler Frontsoldaten damals prägte: Sozialdemokrat und dem Kaiser und dem Reich treu ergeben. Im täglichen Kampfeinsatz mit dem Tode bedroht und zugleich Achtung vor dem Feind, dem es nicht anders ergeht. Karl Pister bedrücken auch die Veränderungen in der Gesellschaft, die er während der Kriegsjahre wahrnimmt: Die zunehmende Entfremdung zwischen Heimat und Front. Die wachsende Distanz zwischen Offizierskorps und Mannschaften. Die Spannungen zwischen der Etappe und der Front.
Und schließlich die ständige Hoffnung auf Frieden, die durch den ebenso ständigen Fortgang des Krieges zunichte gemacht wird. Die Lektüre des Tagebuches lässt verstehen, weshalb die Bevölkerung zwischen den Kriegen die Erinnerung an die Jahre 1914 bis 1918 sehr intensiv pflegte.
Erschienen im Verlag Regionalkultur, Bahnhofstr. 2 • 76698 Ubstadt-Weiher • Tel. 07251 36703-0 • Fax 07251 36703-29. E-Mail:
Leseprobe:
Reg.- Nr. |
Titel, Themen und Termine |
101 |
Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrages in Dourtenga Burkina Faso |
102 |
Kurzfilm über Brühl und Rohrhof (ohne Reklameeinblendung der Sponsoren) |
103 |
Steffi Graf Abschiedstournee |
104 |
800 Jahre Brühl |
105 |
Poltervorbereitungsarbeiten auf dem Koller, |
106 |
Brühl und Rohrhof in bewegtem Bild gesehen |
Hier erhalten Sie eine Auflistung sämtlicher chronologisch geführter Videofilme.
Eine Schilderung von Albert Fichtner (12.09.2021).
Albert Fichtner war von 1945 bis 1952 selbst Tabakbauer in Schwetzingen. Sein Hof mit der – heute nicht mehr existierenden – Scheune stand in der Hebelstraße.
Für den Anbau von Tabak benötigte man eine Anbaufläche von 60 bis 80 ar – die Handarbeit setzte da die Grenzen. Und man musste über eine Scheune verfügen, um den Tabak trocknen zu können.
Vorführung: Einfädeln von Hand.
Zum Einfädeln benutz man eine flache Nadel von 40 cm Länge. Die Nadel ist flach, damit die Rippen nicht gesprengt werden. Die Schnüre hatten dazu eine genau gleiche Länge, damit sie problemlos an den Balken in der Scheune aufgehängt werden konnten.
Eingefädelt werden die Sandblätter, erkenntlich an ihrer gelben Farbe. Davon gibt es etwa 4 bis 5 Stück je Pflanze. Die Farbe der Sandblätter war fr den Verkauf wichtig, denn je nach Qualität viel die Wertung der Boniteure, der Einkäufer, aus.
An der Pflanze unterschied man – von unten nach oben – die Krumbel, die Speckrippen, die Sandblätter und das Obergut. Zur Blüte kam eine Tabakpflanze im gewerblichen Anbau nicht: die oberen Blätter und Blütenstände wurden abgeschnitten. Außerdem wurde die Pflanze während ihres Wachstums gegeizt, d.h. die Nebentriebe wurden abgeschnitten.
Der Vorgang der Tabkaanpflanzung
Da die Tabakpflanze sehr frostempfindlich ist, wurden sie nicht vor den Eisheiligen (11 bis 15. Mai) gepflanzt. Die Setzlinge wurden von Bauern aus Friedrichstal bei Karlsruhe bezogen. Dort wurden sie in Setzkästen, sogenannten Kutschen, vorgezogen und auf Abruf nach Schwetzingen an den Bahnhof geliefert. Die Bestellung wurde am späten Nachmittag aufgegeben; die Lieferung befand sich am nächsten Morgen zwischen 6 und 8 Uhr am Schwetzinger Bahnhof, wo sie dann abgeholt wurde.
Zuvor musste das Feld vorbereitet werden: Der Acker wurde zunächst geglättet Dann zog man mit dem Pferd vor dem sogenannten Streifbock Längsfurchen. Danach zog man auf die gleiche Weise im rechten Winkel Querfurchen. An den jeweiligen Kreuzungspunkten wurden später die Tabakpflanzen eingesetzt. Die Setzlöcher wurden auch sorgfältig gewässert, damit die Setzlinge gut anwachsen konnten.
Für diese Arbeit brauchte man 5 bis 6 Arbeiterinnen. Die Arbeiten begannen kurz nach Mittag und mussten abends beendet sein. Nach 4 bis 5 Tagen wurde kontrolliert, ob alle Pflanzen angewachsen waren. Fehlstellen wurden ausgebessert. Etwa zehn Tage später wurden sie aus der Kruste gehoben – d.h. gehäckelt – werden. Und wieder ein paar Tage später gehäufelt werden. Außerdem mussten sie Pflanzen im Abstand von zwei Wochen gegeizt werden, damit die Blätter aufstocken konnten. Wenn die richtige Höhe erreicht war, wurde die Pflanze geköpft. Die Ernte sah wie folgt aus: Zuerst wurden die Krumpel gelesen, die untersten, minderwertigen Blätter. Dann wurden die Speckrippen und die Sandblätter abgenommen, die als hochwertige Ware in den Handel kamen. Der Rest war das Hauptgut
Anfang September konnte man damit beginnen, die Blätter von der Pflanze abzunehmen. Man benötigte dazu 2 bis 3 Durchgänge. Die so geernteten Blätter wurde auf ca. 1 Meter lange Schnüre aufgefädelt und in der Tabakscheune Reihe um Reihe aufgehängt. Die Tabakscheune verfügte über spezielle Lüftungsöffnungen, die die Austrocknung der Tabakblätter unterstützten. Wenn der richtige Lüftungsgrad erreicht war – was etwa Mitte November, Anfang Dezember erreicht war – wurden die Bündel abgenommen und in der Scheune zwischengelagert. Später wurde er für den Verkauf vorsortiert und in besonderen Vorrichtungen gebündelt.
Im Januar meldeten sich die Tabakeinkäufer (Boniteure) bei den Bauern an. Alle trafen sich im Ort an einer zentralen Stelle mit ihrer gebündelten Ware. Durch eine Qualitätskontrolle wurden die jeweiligen Preise festgelegt. Anschließend wurde der Tabak verladen und zu den Zigarrenfabriken abtransportiert.
Stand: Albert Fichtner, 01.10.21